Gibt es in deiner Familie auch dieses eine Gericht, bei dem sich alle freuen, wenn es auf den Tisch kommt? Möglicherweise gibt es sogar Anekdoten dazu, weil es zu besonderen Anlässen gekocht und gegessen wurde? Du kannst schon, wenn du die Haustüre öffnest riechen, dass es heute das Lieblingsgericht gibt? Wenn du nur daran denkst, läuft dir das Wasser im Mund zusammen? Oder das Essen erinnert dich an einen ganz besonderen Moment mit deiner Familie, oder einen Menschen aus deiner Familie?
Über dieses Essen und die Liebe möchte ich dir heute etwas erzählen.
Mein Mann hat vor vielen Jahren einmal einen Männerkochkurs besucht. Er kann nicht kochen, deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass er damals diesen Kochkurs besucht hat. Er brachte danach stolz kleine Kostproben und die Rezepte der Gerichte, die er gelernt hatte mit nach Hause. Unter anderem eine Portion Steaks mit Sherry Soße. Ab diesem Moment war ich schockverliebt in dieses Essen und in regelmäßigen Abständen kam es auf den Tisch. Sogar für den Urlaub in der Ferienwohnung wurde oft etwas Sherry eingepackt um das Essen falls nötig, auf den Tisch zu zaubern.
Wie das so mit Familiengerichten ist sie werden weitergetragen. Vor ungefähr einem Jahr ist mein Sohn ausgezogen, als er eine Weile in seiner eigenen Wohnung gelebt hat, wollte er das Rezept seines Lieblingsessens haben, um es selbst zu kochen. Ein paar Tage später rief er mich abends an, und fragte: „Mama, ich hab das Essen genau so gekocht wie es auf dem Rezept steht, es schmeckt ganz anders als bei dir.“ Wir versuchten zu ergründen, was er möglicherweise anders gemacht hatte, sind aber dem Geschmacksgeheimnis nicht wirklich auf die Schliche gekommen.
Nun wieder ein paar Monate später, hatte ich ihn zum Mittagessen eingeladen.
Mein Zeitplan ging leider nicht ganz auf und ich konnte erst mit dem Kochen beginnen, als er schon da war. Neugierig schaute er sich in der Küche um, was es denn wohl zu essen geben würde. Die Freude war groß, als er hörte, es gibt das Familienleibgericht. Als ich so vor mich hin kochte, sagte er plötzlich: „Es ist super, dass du jetzt erst anfängst, dann kann ich zuschauen, wie du das Essen kochst!“
Ich brauche kein Rezept mehr für das Essen, ich habe es schon so oft zubereitet das mir jeder Handgriff, jedes Gewürz vertraut ist. So kochte ich und mein Sohn beobachtet all meine Arbeitsschritte. Als die Soße fertig war, und er den ersten Löffel probierte, fragte ich ihn: „Schmeckt es?“ Ein kleines Lächeln erschien auf seinen Lippen und er antwortete: „Es schmeckt einfach so gut, weil du es gekocht hast!“ Ich hab ihn angesehen, mein Herz hüpfte vor Freude und leise sagte ich: „Ich glaube es ist die Liebe darin, dass dir das Essen bei mir so gut schmeckt. Erstaunlich was diese Geheimzutat für eine Wirkung hat. Und weißt du, warum dein Essen anders schmeckt?“
Er schaut mich fragend an.
„Weil du in dein Essen deine Liebe hineingibst und die schmeckt einfach anders.“ Er lächelte wieder und ich drückte ihn einen Moment an mich und dachte für mich: „Die Antwort auf so vieles ist Liebe.“
- Liebe, lässt das Essen besser schmecken.
- Liebe, bringt Würze ins Leben.
- Liebe, versüßt so manchen Moment.
- Liebe, ist wie das Salz in der Suppe des Lebens.
Also, wenn du nach der geheimen Zutat für das Leben suchst:
Von Herzen Sonja
Noch eine kleine wissenschaftliche Grundlage zu unserem Gespräch:
Wenn wir essen, beginnt das Erkennen der Speisen schon mit dem Geruchssinn. Wir riechen den Duft unseres Lieblingsessens und in einem Bruchteil von Sekunden kommt diese Botschaft im Limbischen System unseres Gehirns an. Das Limbische System ist unser Erfahrungsgedächtins. Dort entsteht in kurzer Zeit ein „Geruchsbild“ und die neuronalen Vernetzungen lösen sofort positive oder negative Erinnerungen aus. Jeder Mensch hat ein subjektives Geruchsempfinden und ist von individuellen Erfahrungswerten geprägt. Wir riechen zwar nicht so gut wie Hunde und dennoch kann ein Mensch zwischen 4000 und 10.000 Gerüchen unterscheiden. Durch die enge Anbindung an das Limbische System zum Stammhirn ist die Geruchswarnehmung im Unterschied zu den jünderen Sinnen wie Hören und Sehen nicht im selben Maße filter- und steuerbar, sondern wirkt dirkter als andere Reize auf das Unterbewusstsein. Quelle: Spektrum der Wissenschaft / Lexikon der Psychologie
Als ich also mit meinem Sohn in der Küche das Essen zubereitet habe, hat sein Geruchssinn schon lange bevor er einen Löffel probiert hat etwas erkannt. Dieser Geruch erinnert mich an Zuhause, an Mama, an Geborgenheit, an schöne Momente. Wenn er nun das Essen in seiner Wohnung kocht, kann das Essen nicht so schmecken. In der Wohnung riecht es einfach anders. Es riecht nach neuer Wohnung, nach David und Lena. Mit der Zeit wird dieser Geruch präsenter werden und er gewöhnt sich an seinen eigenen Geschmack, an seine eigene Liebe.
Wenn er aber bei mir Zuhause dieses Essen isst, wird sich ein Teil von ihm immer an dieses Gefühl, an meine Liebe erinnern.