Kennst du das? Du möchtest etwas erreichen oder etwas umsetzten. Du möchtest etwas verändern, aber irgendwie kommst du nicht vorwärts. Es fühlt sich vielleicht so an, als würdest du in deinem Auto Gas geben und stehst gleichzeitig auf der Bremse. Jetzt könnte man denken ist doch ganz einfach, man muss ja nur den Fuß von der Bremse nehmen dann geht es doch los. Leider ist das in den meisten Fällen nicht so einfach, denn in der Regel sitzen wir nicht allein in unserem Lebensauto.
Auf der Rücksitzbank tummeln sich Mitfahrer, die sich gerne in unser Ziel und in unser Tempo einmischen. Wenn ich also starten möchte, heißt das noch lange nicht das sich mein Lebensauto einen Meter in die Richtung bewegt, in die ich fahren will.
Wer da auf der Rückbank sitzt, kann ganz unterschiedlich sein. Ein innerer Kritiker. Ein ängstlicher Anteil. Vielleicht auch ein Teil, für den es den puren Stress bedeutet, wohin ich mit meinem Lebensauto fahren möchte. Diese Anteile fordern großes Mitspracherecht ein, wenn sie uns nicht bewusst sind. Oftmals sind sie sogar so laut, dass wir den unterstützenden Teil, der auch in unserem Auto sitzt, möglicherweise sogar als Beifahrer, gar nicht hören können.
.
Ich kenne diese Anteile, aus dem Leben der Menschen, die zu mir kommen. Sie können einem das Leben wirklich schwer machen, wenn man voran kommen möchte. Übrigens auch in meinem Leben haben sie lange das Tempo vorgegeben. Doch dadurch das ich mich ihnen zugewandt habe und herausfand, was ihre Bedürfnisse sind, wurde es nach und nach viel ruhiger auf der Rückbank.
Und weil ich Gedichte und Poesie einfach liebe und ich glaube das sie Stellen erreicht, die der Verstand niemals finden kann, heute wieder ein Gedicht 🙂
Ich fuhr mein Lebensauto, mit euch auf der Rückbank,
dass ihr, über mein Leben bestimmtet, hab ich erst sehr spät erkannt.
Ihr kommt aus der Vergangenheit
aus einer längst vergangenen Zeit.
Vergangen ja, vergessen nicht,
das haltet ihr für eure Pflicht.
Ihr wolltet mich beschützen, vor vermeintlicher Gefahr
das ist euer Job, dafür seid ihr da.
Ihr habt mich so oft zurückgehalten, ich war gefangen in eurer Welt,
weil mich beschützen, für euch alles ist, was zählt.
Ihr begleitet mich fast zeitlebens,
ich wurde dadurch, oft überholt auf der Autobahn des Lebens.
Manchmal dachte ich, ich muss nur schneller fahrn,
dann komm ich schon an meinem Ziel an.
Doch je mehr Tempo ich meinem Lebensauto abverlangte,
desto mehr fühlte ich wie es euch auf der Rückbank bangte.
Die Schnelligkeit war euch zuviel,
das war es, was euch echt missfiel.
Denn das ich heute sicher bin, wusstet ihr nicht,
denn auf euch fiel so lang kein Licht.
Aus dem Dunkel heraus habt ihr agiert,
viel zu lang über mein Leben regiert.
Ihr habt oft bestimmt über mein Leben,
mich so oft gebremst auf meinen Wegen.
Wollte ich nach vorne sprinten,
kamen ständig Kommentare von hinten.
Bist du sicher, willst du das wirklich tun?
Komm es gibt doch sicher, was anderes zu tun.
Das kannst du nicht machen,
es könnte doch jemand lachen.
Was denken den die anderen Leute,
für eure Argumente war ich leichte Beute.
Irgendwann hab‘ ich dann erkannt,
ich bin vor mir selbst davongerannt.
Ich war mit euch in mir gefangen, fremdbestimmt
so fragte ich mich, wie mein Leben mit euch gelingt.
Zuerst wollte ich euch weghaben, wie ein schweres Gewicht
ich wollte leben ohne eure ängstliche, kritische Sicht.
Heute hab‘ ich verstanden, ihr gehört zu mir,
wie das Wasser zum Geysir.
Euren Schmerz hab, ich so oft verdrängt,
war durch euch manchmal wie gelähmt.
Ihr seid Erinnerungen und Gefühle aus vergangener Zeit,
die schmerzlich waren und gefüllt mit manchem Leid.
Ich sah eure Wunden,
hab‘ euch gepflegt, versorgt viele, viele Stunden.
Jeden Tag holte ich mein Leben mehr zurück,
langsam zwar, aber Stück für Stück.
Es hat viel Kraft gekostet, doch ich schwamm mich frei,
ich glaubte nicht mehr, eurer Gedankengaukelei.
Wir gehen zusammen die Wege von heut,
weil wir gemeinsam schafften, dass Angst sich zerstreut.
Denn auch ihr habt nach und nach erkannt, das Gestern, dass ist längst vorbei
und eure Angst hängt nicht mehr an mir, wie Blei.
Jetzt geh‘ ich meinen Lebensweg mit Wohlbehagen,
hab‘ sie nicht mehr ständig im Kopf, eure bohrenden Fragen.
Ich geh mutig nun voran, Schritt für Schritt
doch ich achte auf euch und nehme euch mit.
Ihr dürft die Reise jetzt erleben mit Genuss,
mit dem von hinten auf die Bremse treten, ist Schluss.
Ihr dürft während der Fahrt hinter mir sitzen,
und eure Argumente bringen mich nicht mehr so leicht ins Schwitzen.
Denn ich bestimme jetzt, wo geht die Reise hin,
weil ich die Fahrerin meines Lebensautos bin.
© Sonja Höhn, Juni 2024
Warum schreibe ich diese Worte? Vieleicht weil wir Menschen anfangen sollten uns die Geschichten zu erzählen die uns zu dem Menschen gemacht haben der wir sind. Weil es in dieser verrückten, lauten Welt Menschen braucht die den Mut haben sich ihren Gefühlen zu stellen. Weil es wichtig ist zu zeigen, das jeder Weg Hürden birgt und es sich lohnt diese Hürden zu überwinden.
Wie sieht es nun in deinem Lebensauto aus? Wer sind deine Mitfahrer? Wolltest du sie auch schon mal auf einem einsamen Rastplatz aussetzten? Das funktioniert leider nicht, sie sitzen schneller wieder auf ihrem Platz als das du losfahren kannst. Möchtest du aber dennoch endlich losfahren. Bist du auf dem Weg der Veränderung? Melde dich gerne bei mir und wir schauen gemeinsam, was da los ist auf der Rückbank deines Lebensautos.
Herzliche Grüße
Sonja